Digitalisierung in der Wasserwirtschaft

Pilotprojekt mit Korfmann GmbH zeigt wie sich die Digitalisierung in der Wasserwirtschaft mithilfe von eStandards optimal umsetzen lässt

Pilotunternehmen: Korfmann GmbH, Hattingen, Experte für Abwassertechnik und Entsorgung, www.korfmann-gmbh.de

Herausforderung: Die Wasserwirtschaft wird digital. Aufgrund steigender Anforderungen der unteren Wasseraufsichtsbehörden sind Unternehmen der Branche künftig verpflichtet, standardisierte digitale Wartungsprotokolle zu erzeugen und zu transferieren.

Ziel: Korfmann möchte zusammen mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards einen standardisierten Referenzprozess definieren, der alle Anforderungen an Stammdaten beinhaltet. Als Grundlage dienen hierfür offene, freie Standards.

Reinhard Korfmann leitet ein Unternehmen mit 21 Mitarbeitenden für Bau, Reparatur und Wartung von Kleinkläranlagen im Großraum Südwestfalen /Ruhrgebiet / Bergisches Land. Im Zuge der Einführung der digitalen Wasserwirtschaft haben die unteren Wasseraufsichtsbehörden ihre Anforderungen hinsichtlich Dokumentation und Datenübermittlung verändert: Die Erstellung und Übermittlung standardisierter digitaler Wartungsprotokolle ist nun für alle Dienstleister Pflicht. Messwerte der Laborproben müssen über einen Connector aus der internen Datenverarbeitung automatisch an Systeme der Behörden übermittelt werden.

Digitale Wasserwirtschaft braucht sinnvolle Vernetzung aller Unternehmensbereiche

„Ziel muss es sein, optimierte Prozesse in die Digitalisierung zu überführen, und nicht zu versuchen, einen nicht ganz so optimalen Prozess zu digitalisieren“, sagt Reinhard Korfmann. „Wir sind sowohl Handwerker als auch Dienstleister, wir haben ein eigenes Labor und betreiben auch Handel. Deshalb brauchen wir Programme, die unsere gesamte Betriebsbreite abbilden. Dabei müssen wir aber unabhängig bleiben; mit Einzelmodulen eines Softwareherstellers geht das nicht.“ Mit anderen Worten: Korfmann digitalisiert sein Unternehmen nicht nur da, wo die Wasseraufsichtsbehörde es fordert, sondern hat sich das Ziel gesetzt, alle Unternehmensbereiche sinnvoll miteinander digital zu vernetzen. Und das möglichst ohne proprietäre Lösungen zu nutzen, die ihn langfristig an einen Softwareanbieter binden – mit allen Unwägbarkeiten.

Definition eines standardisierten optimierten Referenzprozesses einschließlich aller Anforderungen an Stammdaten

Mit Unterstützung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums eStandards werden die internen Datenprozesse und Stammdaten in Bezug auf die Datenübergabe (Schnittstellen, APIs, Konnektoren) und den Anforderungen digitaler Wartungsprotokolle getestet und bei Bedarf angepasst. Es wird ein Standardreferenzprozess einschließlich Stammdatenanforderungen definiert, der auf offenen, freien Standards beruht. Vorhandene offene, frei verfügbare standardisierte Softwarelösungen werden getestet und im Unternehmen ggf. in modifizierter Form eingeführt. Ihre Kompatibilität zu bestehenden internen Softwarelösungen (ERP, Auftragsmanagement usw.) wird demonstriert, erprobt und evaluiert. Alle Anwendungen sollen dabei auch in Bezug auf ihre Gebrauchstauglichkeit (Usability) und Aspekte der Nachhaltigkeit (Stichwort: circular economy) gestaltet werden.

Das Pilotprojekt „Umfassende Digitalisierung in der Wasserwirtschaft“ wird voraussichtlich im Sommer 2018 abgeschlossen.